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Küchengarten und Orangerie im Laufe der Jahrhunderte
Der im 17. Jahrhundert erstmals als "Großer Garten" erwähnte "Küchengarten war, wie es der Name verrät, zur Versorgung des Schloss Osterstein angelegt worden. Obst, Gemüse und Küchenkräuter wurden in dieser Anfangszeit vorwiegend angebaut. Der Geraer Volksmund nannte später das markante Gebäude schlicht "Bratwurst". Der östliche Teil des "Küchengartens" blieb eine wenig gegliederte Fläche, auf der zwischen dem Rasen verteilt wohl im erster Linie Obstbäume standen, Erst um 1780, dem Jahr des großen Geraer Stadtbrandes von dem der Küchengarten verschont geblieben war, macht sich hier der Einfluss des englischen Gartenstils und vor allem der Rasengestaltung bemerkbar. Hochwüchsige Bäume wurden in Gruppen angepflanzt, einige sogenannte Schlangenwege angelegt und Alleen um den gesamten "Küchengarten" gezogen. Etwa in der Höhe der heutigen (2008) "Heinrich-Laber-Straße" ließ Heinrich XVIII. ein Naturtheater errichten, wie sie in allen Gärten des barocken Zeitalters und des Rokoko in Deutschland und auch in Italien üblich waren, für das eine etwa einen Meter hohe, fast quadratische Erhöhung als Bühne aufgeschüttet wurde. Buchenheckenwände dienten als Hintergrund und auch als Kulisse des Theaters. Von den vier Sandsteinstatuen, die hier aufgestellt waren, blieben die Figuren des Pantalone und des Brighella aus der italienischen Stehgreifkomödie erhalten, welche im Geraer Stadtmuseum zu sehen sind.
Der "Küchengarten" bildete ein wichtiges Bindeglied zwischen der Stadt und dem Herrschersitz auf Schloss Osterstein und ist zugleich eines der sehr wenigen Zeitzeugnisse, das an die ehemalige Rolle Geras als Residenzstadt erinnert. Nach 1918 verschwanden die Gartentore, die bis zu dieser Zeit Abends immer geschlossen wurden. Mitte der 1930er Jahre wurden auch die Zäune und die Grenzmauern nach der Küchengartenallee und den Parkstraßendurchgängen beseitigt und damit das Erscheinungsbild des Geraer Parks wesentlich verbessert. Nach dem Tode Heinrichs XXX., des letzten Grafen aus dem Hause Reuß-Gera, im Jahre 1802, wurde die Orangerie aufgegeben und das Gebäude erlebte damit ein wechselhaftes Schicksal. Bereits am 27. Oktober 1802 erhielt der Hofgärtner Samuel Andreas Papst die Erlaubnis, in den anderweitig nicht benutzten Räumen der nördlichen Seit des Mittelpavillon auf der Gartenterrasse Kaffee ausschenken zu dürfen. Das durfte er nur unter der Bedingung, dass er nur gesittete und moralisch anständige Leute dort bewirte. In den Jahren 1805/06 war sie Lazarett, von 1840 bis 1850 eine Kaserne, ab dem Jahr 1843 die erste Geraer Schulturnhalle, in den Revolutionsjahren 1848/49 der Pferdestall für die Hnnöversche Batterie, welche als Strafkommando in die Stadt gerufen worden war, und von 1811 bis 1840 nutzte "Die Gesellschaft im Fürstlichen Küchengarten" der Erholungsgesellschaft zum Deutschen Haus den Saal im Hauptpavillon und dem nördlichen Verbindungsflügel. 1850 lebte die Küchengartengesellschaft wieder auf und bestand bis 1872, ab dem Jahr 1878 nutzte dann der Geraer Kunstverein den Mittelpavillon für Ausstellungen. Im Sommer des Jahres 1947 wurde im Mittelteil des Orangeriegebäudes die Sonderausstellung "Musik und Theater in Gera" gezeigt, aus der im Herbst 1947 das Geraer Theater- und Musikmuseum vorging. 1950 wurde der "Küchengarten" dann in "Theatergarten umbenannt.
Am 16. März 1953, ganze elf Tage nach dem Tod Stalins (21.12.1879-05.03.1953), beriet der Rat der Stadt auf einer außerordentlichen Ratssitzung darüber, " das aus den Reihen der Werktätigen der Stadt Gera an die Bezirksleitung der SED der Vorschlag herangetragen worden ist, zum ewigen Ruhm und zur ewigen Ehre Stalins, in Gera eine würdige Gedenkstätte zu errichten. Das Sekretariat der Bezirksleitung der SED hat darauf hin beschlossen, die Parkanlage am Theater in eine Stalingedenkstätte zu verwandeln." Das im Jahr 1953 von Annemarie Höhn, Otto Oettel und Carl Kuhn geschaffene Denkmal für die Opfer des Faschismus wurde 2005 wegen Altersschwäche und Einsturzgefahr abgerissen und durch einen Gedenkstein aus Diorit aus dem Tagebau Loitsch bei Weida ersetzt. |
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